Bahn zum Berg People: Im Gespräch mit Simon Widy

Einmal wöchentlich treffe ich mich mit Simon Widy in der virtuellen „Bahn zum Berg“ Redaktion, er meist in Innsbruck, ich in Wien. Hier besprechen wir die Veröffentlichung der Tourenbeiträge, die von den „Bahn zum Berg“ Tourenreporter:innen recherchiert, verfasst und dann ans Redaktionsteam gesendet werden. Es geht also nichts vorbei an Simon, wenn es um das „Bahn zum Berg“ Tourenportal geht. Mit viel Verve hat er sich in die Materie eingearbeitet und ist mittlerweile Meister seines Faches.

Wo überall sonst er die Meisterschaft anstrebt und was ihn antreibt, erzählt uns Simon im folgenden Interview, das ich vor kurzem mit ihm geführt habe. Spannendes Lesevergnügen wünscht euch Veronika Schöll.

Lieber Simon, wer bist du?

Hallo, mein Name ist Simon Widy, ich bin 22 Jahre alt und studiere derzeit Atmosphärenwissenschaften in Innsbruck. Bei “Bahn zum Berg” bin ich neben meiner ehrenamtlichen Autorentätigkeit auch für die Redaktionsarbeit und das einheitliche Einpflegen der Beiträge zuständig. Meine Freizeit verbringe ich gerne bei diversen Aktivitäten in den Bergen und versuche dabei, die Umweltbelastung so gering wie möglich zu halten.  

Du bist nun schon seit 2021 aktives Vereinsmitglied bei “Bahn zum Berg”. Wie kam es dazu?

Da ich kein Auto habe und auch damals nicht hatte, fanden und finden meine Bergtouren meistens mit öffentlicher Anreise statt. „Bahn zum Berg“ habe ich dabei häufig als Inspiration benutzt. Eines Tages entschloss ich mich bei der Heimreise von einer Tour, meine Erfahrungen auch zu teilen und suchte den Kontakt zu den Menschen hinter “Bahn zum Berg”. Mein Autorenprofil war schnell angelegt und auch mein erster Tourenbericht ließ nicht lange auf sich warten. Diesem folgten (bis jetzt) 43 weitere, von kurzen Spaziergängen bis zu mehrtägigen Hochtouren ist alles dabei.

Wie stellst du dir klimaneutralen Bergsport vor, welche Hürden gibt es zu nehmen? Kannst du etwas dazu beitragen? Was können wir alle dazu beitragen? 

Aktivitäten am Berg sind per se nicht klimaschädlich. Anders schaut es bei der Anreise aus. Bei der Anfahrt mit dem Auto wird eine erhebliche Menge an für den Klimawandel (mit) verantwortlichem CO2 ausgestoßen. Hier kommt die Idee von “Bahn zum Berg” ins Spiel: Bei öffentlicher Anreise kann man diese Emissionen um ein Vielfaches senken. Man glaubt gar nicht, wie viele Bergtouren mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Zusätzlich eröffnet die Freiheit, zu anderen Haltestellen abzusteigen, nahezu unbegrenzte Überschreitungsmöglichkeiten. Mit meinen Beiträgen auf “Bahn zum Berg” versuche ich, andere Leute zu ermutigen, die Öffis für ihre Bergtouren zu nutzen und somit einen geringeren Fußabdruck zu hinterlassen. Ein weiterer Schritt zu klimaneutralem Bergsport ist auch das nachhaltige und bewusste Kaufen von Ausrüstung.

Buch und POW – wie kam das? 

Gemeinsam mit Protect our Winters Austria erschien im Juli 2023 unser erstes Print-Medium, eine Sammlung an 37 öffi-Touren in Nordtirol. Diese Reihe ist heute bereits um zwei Bücher reicher und weitere sind in Arbeit. Als Teil des Kernteams durfte ich nicht nur Inhalte liefern, sondern auch die diversen Herausforderungen, die beim Schreiben eines Buches entstehen, hautnah miterleben. Neben den unzähligen Arbeitsstunden haben wir als Team schon viele schöne Momente erlebt, unter anderem die Verleihung des Innsbrucker Umwelt- und Nachhaltigkeitspreises oder die gemeinsame Tour auf das Große Wiesbachhorn.

Unterwegs mit dem Buchteam. Fotos: Leo, POW AT; Simon Widy

Sommer oder Winter? Lieblingstouren – Empfehlung für die Leser:innen

Winter. Der Sommer ist mir zu heiß ;). Die Frage nach der Lieblingstour ist keine einfache… Jede Unternehmung hat ihren Reiz, egal ob kurz oder lang, leicht oder schwer, jeder Moment am Berg, egal ob geteilt mit guten Freunden oder ganz allein mit der Natur, ist einzigartig. Mir persönlich bleiben die Touren, die eine Herausforderung dargestellt haben und außerhalb meiner Komfortzone stattfanden, am längsten in Erinnerung. Spontan fallen mir da zum Beispiel die Gratüberschreitung von der Hohen Warte zum Kleinen Solstein, meine erste Eistour durch die Zuckerhütl Nordwand oder der Große Fotscher Express (3.000 Höhenmeter und 35 Kilometer lange Skitour) ein. 

Am messerscharfen Grat zwischen der Hohen Warte und dem Kleinen Solstein auf der Nordkette. Fotos: Simon Widy

Viele dieser Touren schaffen es leider gar nicht auf “Bahn-zum-Berg”, da sie aufgrund von zu geringen Fahrplan-Zeitfenstern oder zu hohen Schwierigkeiten nicht allgemein tauglich bzw. empfehlenswert sind. Bei der Empfehlung für die Leser:innen will ich mich nicht auf ein paar Touren beschränken, sondern dazu anregen, kreative und innovative Überschreitungen zu finden. Da gibt es mehr, als man denkt, und zwar in allen Schwierigkeitsstufen:). Als Inspiration verlinke ich einige Tourenberichte, die sind tendenziell eher anspruchsvoll, aber meist gibt es einfachere Varianten und Optionen:

Über den Haidsteig auf das Raxplateau und dann ins Große Höllental absteigen
Tälerüberschreitende Hochtour vom Stubaital über den Wilden Freiger ins Ridnauntal:
Skidurchquerung des westlichen Karwendels von Hochzirl über die Eppzirler Scharte nach Gießenbach:
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Simon Widy

Simon Widy kommt ursprünglich aus Niederösterreich, wohnt derzeit in Innsbruck und ist begeisterter Bergsportler. Für die Anreise zum Berg wählt er oft öffentliche Verkehrsmittel, da er gerne Touren geht, deren Ziel vom Ausgangspunkt abweicht.