Wilde Landschaft, rätselhafte Plätze, alte Pfade – 164 Wanderziele, die dich ins Staunen versetzen, Kompass Verlag, 2025
Rezension von Peter Backé
Das eine oder andere Buch von Wolfgang Heitzmann steht bereits in meiner Bibliothek, verbunden mit etlichen schönen Erinnerungen an Wanderungen und Skitouren, zu denen mich seine Publikationen mit angeregt haben. Entsprechend gespannt war ich daher auf sein neuestes Werk: ein großformatiges Buch über „das andere Österreich“.
Und um es gleich vorwegzunehmen: Meine hohen Erwartungen wurden noch übertroffen!
Das „andere Österreich“, das sind Naturwunder und Kulturschätze abseits weithin bekannter und oft beworbener Sehenswürdigkeiten. Im Mittelpunkt des Buches stehen Wanderungen zu diesen anderen, aber nicht minder interessanten Zielen.
Das Cover veranschaulicht sehr stimmig den Untertitel „Wilde Landschaft, rätselhafte Plätze, alte Pfade“ – es zeigt den Blick von den Almwiesen oberhalb von Bad Goisern Richtung Dachsteingebirge, über dem Talboden mit dem Hallstätter See wabert der Herbstnebel, die Gipfel am Horizont hingegen umflutet das Licht der Nachmittagssonne.
Das Buch ist Bildband und Wanderführer in einem und bietet eine fast unerschöpfliche Fundgrube an Outdoor-Tipps. Der Autor nimmt uns dabei auf „eine Zeitreise durch 1,4 Milliarden Jahre zwischen zwei Buchdeckeln“ mit – Geologie spielt also eine wesentliche Rolle, und man erfährt viel Wissenswertes über die Entstehung der Gebirge und Landschaften sowie über die Gesteinsarten, die an den jeweiligen Tourenzielen vorherrschen. Denn dieses Eintauchen in die Erdgeschichte, so Heitzmann, ist „viel spannender als jede Gipfelschau“. Für mich persönlich stellt „Das andere Österreich“ daher eine ideale Ergänzung zu Hans Eggers „Ostalpen-Saga: Die Biografie eines Gebirges“ dar.

Am Anfang des Buches heißt es im Kapitel „Unterwegs“ zum Thema An- und Abreise: „Ist Wandern Motorsport? Jedenfalls sorgt die Auto-Zufahrt für erhebliche CO2-Emissionen, Staus und verstopfte Parkplätze […]. Daher: Bitte möglichst per Bahn und Bus anreisen und, wenn notwendig, dafür einen oder zwei Tage ‚anhängen‘!“ Außerdem weist der Autor darauf hin, dass die meisten Ausgangspunkte von Bahnhöfen aus per Rad oder E-Bike erreichbar sind.
Die Wandertipps decken ein breites und höchst facettenreiches Spektrum ab. Jeder Tourenvorschlag enthält neben einer Charakteristik des jeweiligen Ziels einen Infoblock. Hier sind Ausgangsort, öffentliche Verkehrsverbindungen, Zufahrtsmöglichkeiten per Rad oder E-Bike, die Schwierigkeit der jeweiligen Tour, die zu bewältigenden Höhenmeter sowie Regions- und Hütteninfos angegeben.
Zusätzlich zu den insgesamt 164 Wanderungen finden sich zahlreiche vertiefende Themenseiten sowie großformatige Bilder, abgerundet durch das eine oder andere treffende Zitat.
Die Texte sind sehr informativ und flüssig geschrieben. Gedanken zum Thema Naturschutz zeigen, wie bedroht das eine oder andere Wanderziel ist, sei es durch die Seilbahnlobby oder aufgrund von Plänen für den Ausbau der Wasserkraft in sensiblen Gebieten. Erinnert wird dabei auch an jene Fälle, in denen zivilgesellschaftlicher Widerstand naturzerstörende Erschließungen verhindern konnte.
Die ganze inhaltliche Bandbreite des Buches abzubilden, würde den Rahmen dieser Rezension sprengen. Ein paar kurze Schlaglichter auf Fragen, die Wolfgang Heitzmann kenntnisreich beantwortet, können aber doch einen ersten Eindruck davon vermitteln, was die Leser/innen erwartet: Wo hausen die Ameisenlöwen? Wie entsteht Dolomit? Welche Bewandtnis hat es mit der Transhumanz? Gibt es Steine, die gar keine sind? Wo werden wir auf der Suche nach Schiefermonstern fündig? Was sind Europas älteste Großbauten? Wo geht es einen Kilometer senkrecht in die Tiefe? An welchem Ort lässt sich Tirols älteste Immobilie bestaunen? Wo treffen wir in Österreich auf Überreste von Römerwegen? Was hilft in Helfenberg?
Kurzum: All jenen, die das wilde, oft geheimnisvolle Österreich erkunden und mehr über seine erd- und kulturgeschichtlichen Besonderheiten erfahren möchten, sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt.