Mit den Öffis in die Berge: ein Erfahrungsbericht von unterwegs

Wenn andere noch den Autoschlüssel suchen, sitze ich meist schon im Zug. Fensterplatz, Kaffee in der Hand, der Blick geht raus in die vorüberziehende Landschaft – mein Wochenende beginnt. Seit drei Jahren bin ich öffentlich unterwegs: zu Fuß, dem Rad oder mit Tourenski. Meine treuen Begleiter zu jeder Jahreszeit? Bus und Bahn. Und ich kann sagen: Wer in die Berge liebt, kommt auch ohne Auto hin.

Ob Sommer oder Winter, mit Rad oder Ski, die Öffis sind ein treuer Begleiter. Fotos: Martina Friesenbichler

Wenn alles aufblüht

Im Frühling zieht es mich nicht auf die hohen Berge – dort liegt oft noch Schnee und die Wege sind matschig vom Schmelzwasser. Aber das ist auch gar nicht nötig. Man muss nicht hoch hinauf, um weit zu schauen: Kleiner Bosruck statt Großer Priel, ein Aussichtsbankerl am Kraubatheck. Genau das Richtige, um das Erwachen der Natur hautnah mitzuerleben.

Im Frühling am Kleinen Bosruck (links) oder Kraubatheck (rechts). Fotos: Martina Friesenbichler

Hoch hinaus

Die langen Tage im Sommer sind ein besonderes Geschenk. Ich nutze sie für ausgedehnte Touren, zum Beispiel im Gesäuse. Von Ardning mit dem Rad nach Johnsbach, auf dem Geo-Steig-Klettersteig Silberreith eine geologische Zeitreise erleben und auf dem Sonnseitenweg wieder gemütlich ins idyllische Bergsteigerdorf Johnsbach absteigen. Vielseitiger geht´s kaum. Die Kombi aus Bahn und Rad macht’s möglich.
Auch der Stoderzinken war so ein Sommertraum: Frühzug nach Gröbming, mit dem Rad zum letzten Parkplatz, zu Fuß zum Friedenskircherl – kurz innenhalten und Glocke läuten und über den Klettersteig zum Gipfel. Gipfeljause mit Blick auf Dachstein und Kammspitze – Herz, was willst du mehr.

Hoch hinaus im Sommer: Gesäuse (links) und Stoderzinken (rechts). Fotos: Martina Friesenbichler

Goldene Stille

Im Herbst fasziniert mich das sanfte Licht der Berge. Die Wege sind schon leerer, die Temperaturen milder und das Farbenspiel ist jedes Jahr aufs Neue beeindruckend. Der Hochschwab zeigt sich jetzt von seiner schönsten Seite – ob bei einer Wanderung auf die Hochweichsel oder auf der anderen Seite auf Polster, TAC-Spitze und Vordernberger Griesmauer.

Unterwegs im Hochschwabmassiv. Fotos: Martina Friesenbichler

Weiße Weite

Was viele nicht wissen: Auch im Winter kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf Tour. Eine meiner liebsten Ziele: die Tauplitz. Wer`s gemütlich mag, geht von Tauplitz auf die Tauplitzalm. Wer will, nimmt noch das Große Tragl  ins Visier, oder kombiniert den Aufstieg mit einer Liftfahrt – alles möglich.
Auch das Gebiet rund um Seewiesen überrascht mit schönen Tourenmöglichkeiten. Der Regiobus 170 – für mich längst nur noch liebevoll „Pilgerbus“ – bringt mich ab Kapfenberg stressfrei auf den Seeberg. Von dort geht’s auf den Kuckuckstein oder den Hochanger – beides Touren, die landschaftlich richtig was hergeben.

Weiße Weiten auf der Tauplitz (links) oder am Kuckuckstein (rechts). Fotos: Martina Friesenbichler

Klar, Öffi-Touren brauchen Planung. Abfahrtszeiten und Anschlussverbindungen müssen gecheckt werden. Wer’s ausprobieren will, findet bei unserem Tourenportal Bahn zum Berg viele fertige Tourenvorschläge – mit Anreisebeschreibung, Tourenverlauf und Rückfahrmöglichkeit.

Mein Tipp: Früh losfahren und den Tag nehmen, wie er kommt. Mit ein bisschen Flexibilität wird die Bergtour zur Auszeit – ganz ohne Parkplatzsorgen, Stau und Hektik. Und mit dem Zug rollt die Entschleunigung gleich mit.

Martina Friesenbichler
Martina Friesenbichler

Martina kommt aus Graz und ist begeisterte Radlerin. Sie schätzt die Flexibilität und Nachhaltigkeit dieser Fortbewegungsart in ihrem Alltag. Ihre Freizeit verbringt Martina am liebsten in den Bergen. Vor kurzem hat sie die Vorzüge der Anreise zu ihren Wander- und Bergtouren mit Zug und Rad entdeckt - es eröffnen sich neue Optionen und viele Ziele lassen sich so leichter oder überhaupt erst erreichen.