Interview mit Maria Ramming-Silbermayr, Anwohnerin und Fahrgast der Almtalbahn
Immer wieder erreichen uns bei Bahn zum Berg Anliegen von Fahrgästen, die um “ihre” Regionalbahnen oder -busverbindungen bangen. Leider stehen regelmäßig weniger frequentierte Verbindungen vor dem Aus bzw. werden Bahnen durch Busse ersetzt. Damit klimafreundliche Outdoor-Aktivitäten und eine zukunftsfähige Mobilität möglich sind, setzt sich auch Bahn zum Berg für den Erhalten von Regionalverbindungen ein und unterstützt diese Initiativen. Denn nur wenn auch Landgemeinden gut an die Öffis angebunden sind, kann eine echte Mobilitätswende gelingen.
Ein Blick zurück: Petitionen von Bahn zum Berg
Einige Beispiele: Bahn zum Berg hat letztes Jahr die Petition für eine Busverbindung im Winter aufs Preiner Gscheid initiiert, vor längerer Zeit haben wir uns einem Bus am Wochenende ins Yspertal gewidmet. Leider ist der öffentliche Freizeitverkehr (nicht nur) in Niederösterreich ein Stiefkind, Simon Widy hat dazu recherchiert und einen Artikel verfasst.
Dieses Mal im Fokus: Die Almtalbahn
Dieses Mal aber wenden wir uns Oberösterreich und der wunderschönen Almtalbahn (Strecke Wels-Grünau im Almtal) zu, die zu einer der Regionalbahnen gehört, die von Schließung bedroht sind (leider nur eine von drei oberösterreichischen Bahnen…): . Anrainer:innen und – überraschenderweise sogar parteiübergreifend! – Politiker:innen kritisieren die mögliche Einstellung. Zudem wurden die Bahnhöfe der Almtalbahn in den letzten Jahren kostspielig saniert. Der Almsee als beliebtes Ausflugsziel stöhnt bei gutem Wetter ohnehin schon seit langem unter dem Individualverkehr und den Autokolonnen (hierzu eine spannende Nachlese zum autofreien Tag im Almtal im Herbst 2024: https://www.derstandard.at/story/3000000239931/autofreies-almtal-das-kann-doch-nicht-euer-ernst-sein).


Der Triebwagenzug ins Almtal steht oft schon 20 – 30 Minuten vor Abfahrtstermin am Bahnhof Wels bereit. Fotos: Maria Ramming-Silbermayr, CC-BY-SA 4.0
Eine von der Vizebürgermeisterin von Pettenbach (Sigrid Maria Grubmair) initiierte Petition “Erhalt der Almtalbahn – keine Busse zwischen Wels und Grünau!” hat uns nun erreicht. Wir haben Maria Ramming-Silbermayr aus Wels, selbst seit vielen Jahren begeisterte Bahnfahrerin auf der Almtalbahnstrecke und engagierte Unterstützerin der Petition zum Interview gebeten.
Bahn zum Berg: Liebe Maria, wir starten ganz persönlich – wenn du an die Almtalbahn denkst, welche drei Assoziationen kommen dir dann in den Sinn?
Maria Ramming-Silbermayr: Auto zu Hause lassen, unerlässlich für klimafreundliche Mobilität und Tourismus, lebenswerte Zukunft.
BzB: Für uns im Verein steht die Förderung von klimafreundlichen Outdoor-Aktivitäten an erster Stelle. Dazu braucht es natürlich auch in den Landgemeinden funktionierende Öffi-Verbindungen, damit Menschen in ihrer Freizeit in die Natur und in die Berge fahren können. Entlang der Alm und der Almtalbahn sind ja wunderschöne Wanderungen möglich – in unserem Tourenportal findet man ein tolles Beispiel (das von der Almtalbahn abhängig ist): Grünes, klares Almtal von Stefan Hochhold
Deine Verbundenheit mit dieser Bahnstrecke reicht ja über mehrere Generationen. Kannst du uns kurz erzählen, wie und für welche Fahrten deine Familie die Bahn nutzt/e?
Maria R.-S.: Für die Fahrt zur Schule, für Verwandtenbesuche, für berufliche Fahrten, für den Wocheneinkauf in der Stadt, für (Familien)ausflüge ins traumhafte Almtal (Wanderung an der Alm, Radfahrten von Grünau zum Almsee, Tierpark Grünau, Wanderungen zur Ruine Scharnstein, Schriften- und Heimatmuseum Bartlhaus in Pettenbach…), Bergwanderungen (Überquerung des Toten Gebirges, Gr. Priel, Zwillingskogel, Bräuwand, Maisenkögerl …), für Reisen mit Train und Bike.
BzB: Aktuell steht die Weiterführung der Almtalbahn – wie auch jene anderer Regionalbahnen – leider auf der Kippe. Wie ist es dir gegangen, als du von der möglichen Betriebseinstellung erfahren hast?
Maria R.-S.: Ungläubig – wurden doch in den letzten zwei Jahren viele Millionen Euro über die ganze Strecke hin in die Almtalbahn investiert. Und der nächste Gedanke: Das darf nicht passieren – wir wollen etwas für den Erhalt der Bahn tun.
BzB: Was war eure Reaktion auf diese Pläne, die Bahn einzustellen und durch Busse zur ersetzen?
Maria R.-S.: Wir haben eine Zivilinitiative zur Rettung der Almtalbahn ins Leben gerufen. Mein Sohn hat die Website almtalbahn.at gestaltet sowie Infoplakate und Handzettel erstellt. Ich selbst habe ein Mundartgedicht über die Almtalbahn verfasst.
Unser Anliegen machen wir auf vielfältige Weise sichtbar – online und im Alltag: Beim „Welser Voixfest“ durften wir vor großem Publikum darüber sprechen, ebenso bei einer Veranstaltung von Claudia Schallauer und Bahn zum Berg in Wels – danke für die Möglichkeit! Radio FRO hat eine Sendung mit uns gestaltet. Wir suchen das Gespräch mit Menschen, verteilen Infomaterial und machen auf das Thema aufmerksam. Damit unterstützen wir die Petition von Sigrid Grubmair, Vizebürgermeisterin von Pettenbach, für den Erhalt der Almtalbahn.
BzB: Wie ist der aktuelle Stand der Verhandlungen – wie läuft die Petition & wie geht es nun weiter? Kannst du das schon absehen?
Maria R.-S.: Wir verfolgen die Entwicklungen laufend in den Medien. Zum Stand der Verhandlungen können wir derzeit nichts Konkretes sagen. Positiv werten wir die einstimmig beschlossene Resolution der Stadt Wels zum Erhalt der Almtalbahn. Auch Landeshauptmann Stelzer spricht sich für die Weiterführung der Regionalbahnen in Oberösterreich aus. Am 5. Juni tagt der Oberösterreichische Landtag. Beim Ö1-Mittagsjournal vom 28.05.2025 wurde uns jedoch bewusst, dass falsche Hoffnungen verfrüht wären. Unsere Sorge bleibt. Die Ergebnisse der Gespräche zwischen Bund, Ländern und ÖBB in den kommenden Wochen und Monaten sind aus heutiger Sicht ungewiss.
Die Petition verzeichnet einen Anstieg bei den Unterschriften, wenn wir öffentlich bei Veranstaltungen auf das Anliegen aufmerksam gemacht haben. Daher ist es entscheidend, weiterhin möglichst viele Menschen zu erreichen, sowie dass viele Menschen das Anliegen in den sozialen Medien weiterleiten, damit jene, denen der Erhalt der Almtalbahn am Herzen liegt, die Petition unterzeichnen können.
BzB: Habt ihr einen Wunsch an unsere Community und die Leser:innen dieses Interviews?
Maria R.-S.: Wenn auch du dir – wie wir – Sorgen um den Weiterbestand der Almtalbahn machst, dann setz‘ ein Zeichen: Unterschreibe die Petition und teile das Anliegen mit Familie, Freund*innen und Kolleg*innen. Jede Stimme zählt. Danke für deine Unterstützung!
BzB: Vielen Dank, dass du und deine Mitstreiter:innen so engagiert an der Sache dran seid. Gerne weisen wir hier nochmals auf eure Website almtalbahn.at hin. Dort gibt es den Link zur Petition, Wissenswertes über die Almtalbahn, die aktuellen Medienberichte, Handzettel zum Ausdrucken, Vorschläge für Ausflüge ins Almtal, das Gedicht „D‘ Ålmtåbå“ uvm.

Zum Abschluss bitten wir dich noch um einen kurzen Wordrap, liebe Maria.
Wordrap mit Maria Ramming-Silbermayr:
Die Almtalbahn ist für mich …. ein Stück Heimat
Ohne die Almtalbahn wären … Ausflüge ins Almtal nur halb so lustig
Das mache ich am liebsten in der Bahn … mit meinen Enkeln spielen, interessante Menschen kennenlernen, lesen, stricken.
Klimafreundlich leben bedeutet für mich … für Alltagsfahrten, Ausflüge, Wanderungen und Reisen das Auto stehen zu lassen und in den Zug zu steigen.
Mein Enkel sagt über die Almtalbahn … ”wenn es sie nicht mehr gäbe, wäre das gar nicht gut!”
BzB: Vielen Dank für das Interview – wir drücken der Almtalbahn unsere Daumen und teilen die Petition gerne!