Wandern mit Kindern

Das „Bahn zum Berg“-Team hat sich im Freundes- und Bekanntenkreis umgehört und Tipps, Ideen und Geschichten zum Thema „Mit Kindern in die Berge“ gesammelt. Die besten Ergebnisse sind in diesem Beitrag zusammengefasst. Entweder live aus dem aktuellen Geschehen von denen, die jetzt kleine Kinder haben oder retrospektiv von denen, die schon große Kinder haben.

Hallo, ich bin´s Sabrina @lifewithlittlem auf Instagram.

Ich teile hier meine Gedanken zu diesem Thema.

Planung ist wichtig

Die Planung an sich ist wichtig. Zuerst schau ich immer, dass die öffentliche Anfahrt eineinhalb bis zwei Stunden nicht überschreitet. Dann achte ich noch drauf, dass wir nicht öfter als zweimal umsteigen müssen, da es sonst zu mühsam wird.

Was jedes Mal ein Muss ist, ist irgendein Highlight. Nur wandern und Aussicht genießen, ist für (Klein-)Kinder ja eher nicht so spannend. Zum Beispiel in Podersdorf der Leuchtturm, in Seebenstein die Burg oder der Türkensturz, eine Schneeballschlacht und die Hügel runterrutschen am Semmering.

Gute Launeretter

Als „Gute Launeretter“ haben wir immer die Lieblingssnacks der Kinder mit dabei, das darf ruhig auch mal was zum Naschen sein. Da geht es dann problemlos bis zur nächsten Bank fürs Pause machen. Kann man alles in Spielchen einbauen. Etwa wer findet die nächste Bank zuerst (die Erwachsenen oder die Kinder). Unterwegs lassen wir den Kindern viel Raum um die Umgebung zu erkunden.  Oft muss man sich in Geduld üben, weil man selbst schon weiter möchte, die Kinder aber zum gefühlt zwanzigsten Mal den selben Hügel herunter rennen wollen. 

Wir bauen sonst auch immer kleine Spielchen auf der Tour ein. Mit Stöckchen sind die Kinder Entdecker und suchen Steine oder Sonstiges. Bei Bäumen lässt es sich gut verstecken oder fangen spielen. Über Baumstämme kann man balancieren und vieles mehr.

Was auch sicherlich ein Punkt ist, ich bin nicht allein mit meinem Kind unterwegs, sondern mit meiner Schwester und ihren Zwillingen. Alle drei Kinder sind vier Jahre alt.

Da ist die Motivation gleich eine andere, wenn die Kinder zusammen spielen und entdecken können. 

Und aufgrund des Alters unserer Kleinen achten wir natürlich darauf, dass unsere Touren zehn Kilometer nicht überschreiten, alles bis zehn Kilometer ist für unsere fleißigen Wanderer problemlos möglich. 

Die größte Outdoor Spielesammlung der Wanderdöfer findet ihr übrigens hier.

Mit Kindern in die Natur: faaad?

Kleine Kinder gehen ja noch brav überallhin mit, wo die Eltern sie hinführen – soweit die Beine eben tragen und somit sind längere Touren meist nicht machbar. Ein paar Jahre später wären die körperlichen Voraussetzungen auch für Ganztagestouren gegeben, doch dann gibt es oft andere Hindernisse:

„Wandern gehen? Das ist ja uuur faaad!“ Solche Reaktionen haben wohl fast alle Eltern irgendwann schon mal erlebt.

Schnitzeljagd funktioniert fast immer

Wie sind Kinder im Pflichtschulalter zu Wanderungen in der Natur zu motivieren? Eine Möglichkeit: Wer dem Nachwuchs eine Schnitzeljagd in Aussicht stellen kann, wird meist erfolgreich sein. Doch es klingt wohl mühsam, vor jeder geplanten Wanderung ausrücken zu müssen, um eine Schnitzeljagd auszulegen – ganz abgesehen davon, dass die dafür erforderlichen Zeitreserven bei berufstätigen Eltern kaum vorhanden sein werden.

Die Community macht es möglich

Schätze im Cache. Foto Alexander Hirschenhauser
Schätze im Cache. Foto Alexander Hirschenhauser

Stell dir vor, Du planst den nächsten Familienausflug und dort hat bereits jemand eine Schnitzeljagd ausgelegt – für dich und deine Kids, bereits zigfach erprobt und mit Infos, die jederzeit online abrufbar sind! Ja das gibt es und diese Community-Plattform ist unter www.geocaching.com aufrufbar.

Die weltweite Geocaching Community versteckt kleine Tupperdosen im Wald oder am Berg und lädt deren Position auf die Online-Plattform hoch, wo dann alle Infos mittels Handy-App abrufbar sind. Die GPS Funktion am Handy führt zu diesen kleinen Schatzdosen, die oft zwischen den Wurzeln eines Baumes, in einer Felsspalte oder vielleicht sogar in einem scheinbar unauffälligen, speziell dafür adaptierten Vogelhäuschen versteckt sind. Wer einen solchen Geocache gefunden hat, trägt sich in das im Döschen befindliche Logbuch ein und später zu Hause auch zusätzlich online auf der Plattform. In diesen Döschen gibt es meist auch kleine Tauschgegenstände wie z.B. Ü-Ei-Figuren oder Sticker und wer Lust hat, nimmt davon etwas mit und legt dafür etwas anderes hinein.

Von kinderfreundlich bis adrenalinfördernd und viele öffentlich erreichbar

Wo diese Geocaches versteckt sind, wird in der App auf einer Karte angezeigt und Filterfunktionen helfen dabei, die geeigneten unter den weltweit etwa drei Millionen versteckten Geocaches auszuwählen: Denn es gibt welche, für die man auf Bäume klettern, in einem Fluss waten oder von einer Brücke abseilen muss. Es gibt aber auch speziell kinderfreundliche Caches und es gibt welche, die man mit einer Angel von einem Baum fischen kann oder solche, wo man mehrere Stationen besucht. Meist gilt es, bei diesen Stationen kleine Rätsel zu lösen, um aus allen gefundenen Zahlen schließlich die Koordinaten des Verstecks zu errechnen.

Pädagogisch wertvoll und immer spannend

Fazit: Faaad war gestern und Grundrechenarten lassen sich auch im Wald üben, wenn als Belohnung für die korrekte Berechnung oder das gelöste Rätsel der Fund eines kleinen Schatzes winkt – und die eigenen Erfolge noch dazu auf einer Handy-App abrufbar sind. Die kostenlose Basismitgliedschaft auf der Plattform reicht für die erste Saison mit Kindern draußen in der Natur und Geocaching wächst mit dem Nachwuchs mit: Vom kurzen Spaziergang bis zur Weitwanderung, vom Unterwasserversteck in der Alten Donau bis zum Klettersteig-Abenteuer auf der Hohen Wand, vom kinderfreundlichen Kletterbaum bis zum Schlauchboot-Trip in der Schwechat ist alles verfügbar.

So manche Eltern haben damit begonnen, um die Kinder in die Natur zu locken…die Kinder sind mittlerweile erwachsen und ausgezogen, das Hobby ist geblieben.

Mit Kindern in die Berge ist eigentlich ein sehr vielschichtiges Thema. Das fängt an mit dem Alter der Kinder, Motivation der Kinder, individuelle Erwartungen der Kinder, Länge der Tour, etc. etc.

Bei mir war es so: Ich habe alle meine drei Kinder bis zum Gewicht von 20kg durch den gesamten Chiemgau und darüber hinaus rauf und runter geschleppt. Danach wurde es wechselhaft: Meine Tochter (13) ist stinkfaul, jeder Meter bergauf schon einer zu viel, da geht gar nix mehr. Der Mittlere (10) ist oft sehr motiviert, fährt auch gerne mit Öffis und erfreut sich an Bergen und Natur. Der Kleine (9) ist so in der Mitte, geht aber schon ab und an mal mit.

Für meinen mittleren Sohn ist relativ wichtig, dass es unterwegs Pommes oder sowas gibt, ersatzweise Kracherl oder Eis. Mit technischen Sachen lässt er sich durchaus auch begeistern. Auf Openstreetmap den Weg verfolgen und solche Dinge.

Eigene Kinder fahren in der Deutschen Bahn übrigens bis 14 kostenfrei mit, leider nicht im Regiobus. Ein recht attraktives Angebot ist das Bayern-Ticket. Das kostet für Eltern mit Kindern pauschal 32 Euro. Ein Tag Regionalzüge, Busse und U-Bahn, Tram in ganz Bayern. Leider gilt das wochentags erst ab 09.00 Uhr.
Besser ist das Familienangebot in den Verbünden, wie zum Beispiel das Oberland-MVV-Ticket. Da gilt ein Tarif für alles. Da wir auch gerne grenzüberschreitend unterwegs sind, löse ich auch die ÖBB Familycard, das lohnt sich bereits ab einer Fahrt.

Schon bei den eigenen Kindern wird da die ganze Bandbreite dieses Themas sichtbar. Es kann daher eigentlich immer nur eine relativ individuelle Sichtweise darauf geben.

Touren von Nikolaus auf Bahn zum Berg

Vielleicht ist es dir ebenso ergangen wie mir. In der Kindheit wurde mit den Eltern gewandert. Egal ob wir Kinder (drei Schwestern) das wollten oder nicht. Das Outfit: Kniebundhosen, rote juckende Strickstutzen bis übers Knie und schrecklich feste Bergschuhe mit roten Schuhbandeln, von denen es nur ein Modell gab, egal ob passend oder nicht. Sobald wir durften, sind wir dann allein zu Hause geblieben.

Aber irgendwas haben die Eltern doch richtig gemacht. Sie haben zum Beispiel immer drauf geachtet, dass der Spaß nicht zu kurz kam. Im Tausch gegen anstrengende Bergtouren gab es abends ein Tischtennis Ringerl, Minigolfspielen oder etwas besonders zu Essen und Musik aus der Musikbox. Daraus entstanden Rituale, die es nur an Wandertagen gab.

Dann, nach ein paar Jahren Pause, in denen das vermeintliche Erwachsenwerden abgearbeitet wurde, waren wir alle drei wieder zurück am Berg. Freunde, die nicht berggängig waren, wurden dazu gemacht oder gingen verloren. Anscheinend ein funktionierendes Erziehungs-Programm, das ich auch bei meinen eigenen Söhnen angewandt habe. Mir war es wichtig, soviel Zeit wie möglich draußen zu verbringen. Ihnen die Natur als Energiequelle aber auch als Abenteuer Spielplatz nahe zu bringen.

Besonders genossen haben wir drei die Anreise im Zug – immer erster Klasse – zu unseren gemeinsamen Abenteuern, die durch die ÖBB Vorteilscard Family sehr leistbar war.

Im Moment sind die Herren aber im Pause Modus. Sprich beim Erwachsenwerden. Genau weiß man allerdings nicht, wie lange das dauert. Ich hoffe, dass viele gute Erinnerungen an Berg und ans Natur geblieben sind und die beiden den Weg in die Natur wieder finden werden.

Es ist vielleicht auch diese Exklusivzeit mit einem Elternteil, mit Oma und Opa, mit gleichaltrigen Freunden, ohne Ablenkung, die Erlebnisse draußen für uns alle und besonders jetzt so wertvoll machen.

Die unendlich langen Geschichten, die beim Bergaufgehen erzählt wurden, die wahnsinnig, detailreiche Planungen für die nächste Geburtstagsparty meines jüngerer Sohnes oder die heiklen Fragen über die Liebe und das Erwachsenwerden mit allen seinen Aspekten, die mein älterer Sohn im Wald beantwortet haben wollte. Das werde ich auf jeden Fall immer in Erinnerung behalten.

Touren von Veronika auf Bahn zum Berg

Ich habe meine Kinder gefragt, an welche Wanderungen sie sich erinnern können. Sie haben keine negativen Erinnerungen ans Wandern. Sie können aber auch an keine Tour besonders erinnern.

Beim genaueren Nachfragen tauchen dann Bruchstücke auf: Der eine erinnert sich daran, bei einem dreitägigen Spaltenbergungskurs (Titelbild), die ihm zu kleinen Bergschuhe seiner Mama statt der eigenen mitgenommen zu haben. Der andere an extra für ihn zum Frühstück gekochten Milchreis auf einer Berghütte. Damit bin ich jetzt gar nicht unzufrieden. Es bedeutet für mich, dass die beiden keine Situation erlebt haben, die sie überfordert hätte. Oder in der sie sich geschworen hätten, nie mehr mitzugehen, wie es meine Schwester in unserer Kindheit lautstark getan hat.

Es bedeutet für mich auch, dass sie eben nur mitgegangen sind. Das ist aber auch irgendwie klar, denn ich habe meine Kinder zu Aktivitäten mitgenommen, die mir gut gefallen. Weil ich sie lieb habe, wollte ich die für mich schönen Erlebnisse mit ihnen teilen.

Zwecks Erinnerungsauffrischung habe ich Fotos durchgeblättert. Ich habe meine Kinder praktisch überall hin mitgenommen. Ob Schafberg oder Schneeberg: Mit dem Zug hinauf zu fahren, hat dem Älteren sehr viel Spaß gemacht. Hinunter habe ich ihn dann getragen.

Wir waren nicht jedes Wochenende Wandern, aber ab und zu. Auf dem Foto waren wir in der Ysperklamm und der Kleine zwei Monate alt. Es hat uns beiden gefallen, dass er eingekuschelt im Tragetuch geschlafen hat.

Klein und Groß in der Ysperklamm. Foto Martin Heppner
Klein und Groß in der Ysperklamm. Foto Martin Heppner

Natürlich habe ich mich bemüht, damit sie die Freude nicht verlieren.

Das hat dann zum Beispiel dazu geführt, dass wir in der Sierra Nevada zwei Stunden unter dem Gipfel des Pico de Veleta (3.396m) im Schnee gespielt haben, statt hinauf zu wandern. War das ein Verzicht für mich? Nicht wirklich. Ich habe die Veleta zwar bis heute noch nicht bestiegen, aber auf den benachbarten Pico de Mulhacén (3.482m) bin ich halt alleine gegangen.

Ab und zu werde ich gefragt, wie ich das gemacht habe, mit einem Siebenjährigen auf den Hochschwab Gipfel zu steigen. Ich habe nicht viel gefragt, sondern ihn einfach mitgenommen. Hätte etwas nicht gepasst, wären wir umgekehrt. Er hat nicht gemotzt. Warum auch? Ich habe ja auch nicht gemotzt, als ich den ganzen Tag im Bogi-Park gesessen bin und außer Essen und Trinken zu servieren, nichts zu tun hatte.

Touren von Martin auf Bahn zum Berg

Eine Gruppe von Freunden plante vor Jahren eine Wanderung von Mürzsteg – über die Veitsch – Göriacheralm – Osteralm nach Turnau. Ohne viel zu überlegen war es für mich klar, meinen Sohn Jan mit knapp fünf Jahren und meine Tochter Lia mit drei Jahren in der Trage mitzunehmen.

Und auch wenn wir davor schon kleinere Wanderungen unternommen hatten, war es wunderbar, dass diese Tour, die Übernachtung in der Hütte und alles drumherum für die Kinder ein Erlebnis war, welches in all den zahlreichen darauffolgenden Wanderungen zur Normalität für uns alle wurde.

Nach fast zwanzig Jahren bleiben Jan und Lia viele schöne Erinnerungen an Wochenend- bis Wochenwanderungen in Österreich und den angrenzenden Nachbarländern mit längeren Zuganreisen, Zustiegen mit Hindernissen, Klettereien mit Gipfeljause, Hüttenabenden mit anderen Kindern, Gespräche und Spiele in der Familie, an Wolkenbrüche, Schnarchgesänge in Lagern und Stunden des gemeinsamen Gehens, Plauderns und Schweigens.

Für beide sind Bergtouren etwas Normales und erst jetzt, wenn sie mit Freund:innen Touren unternehmen, bemerken sie, wie gut ihre Grundkondition, Geländegängigkeit und Orientierungssinn sind.

Auch jetzt sind Bergtouren noch immer etwas, was uns ein paar Tage gemeinsam ohne Ablenkung von außen verbringen lässt. Besonders froh bin ich, während der Stunden in den Bergen. Gespräche mit ihnen führen zu können, zu denen wir uns sonst meist nicht die Zeit nehmen.