Was ist die Klimakrise und was war nochmal der Treibhauseffekt? Gab es den nicht schon immer? Warum sind 1,5° so wichtig, warum sind wir schuld und können wir noch was machen?
Was ist der Treibhauseffekt?
Kurzwellige elektromagnetische Strahlung (Licht) von der Sonne tritt in die Atmosphäre der Erde ein und gelangt bis zur Erdoberfläche. Dort wird die Strahlung in langwellige (Infrarot-) Strahlung umgewandelt und wieder in Richtung Weltall abgegeben. In der Atmosphäre wird ein Teil dieser langwelligen Strahlung von ganz bestimmten Molekülen aufgenommen (insbes. Wasser, CO2, Methan, Lachgas) und teilweise wieder in Richtung Erdoberfläche abgegeben, was zu einer Erwärmung der Atmosphäre führt. Diesen Vorgang nennt man Treibhauseffekt; dieser sichert einigermaßen angenehme, lebensfreundliche Temperaturen auf der Erde. Anschaulich könnte man den Treibhauseffekt mit einer Bettdecke vergleichen, mit der wir nachts nicht frieren, oder eben mit einem Gewächshaus…
Gibt es einen menschengemachten Treibhauseffekt?
Seit Beginn der Industrialisierung vor etwa 200 Jahren nutzt die Menschheit in immer weiter zunehmendem Maße fossile Energieträger, wie z.B. Kohle, Erdöl oder Erdgas. Bei deren Verbrennung (z.B. in Dampfmaschinen, Dieselmotoren oder Kohlekraftwerken) entstehen große Mengen des Gases Kohlendioxid (CO2), welches in die Atmosphäre gelangt. Kohlenstoff der vor Urzeiten von Pflanzen über die Photosynthese gebunden und aus dem natürlichen Kohlenstoffkreislauf entnommen wurde, kommt so durch unseren Energiehunger wieder im wahrsten Sinne des Wortes ans Tageslicht. In den letzten 200 Jahren hat der Anteil von CO2 in der Erdatmosphäre um die Hälfte zugenommen. Die zusätzlichen CO2-Moleküle verstärken den natürlichen Treibhauseffekt und führen so zu einer Erwärmung der Erdatmosphäre.
Dass tatsächlich der Kohlenstoff der von uns genutzten fossilen Energieträger der Verursacher der zusätzlichen Erwärmung ist, kann leicht nachgewiesen werden. Die fossilen Kohlenstoffatome verraten sich durch ein ganz charakteristisches Verhältnis ihrer Isotope, welches so nur „sehr alte“ CO2-Moleküle aufweisen.
Neben CO2 verursachen wir Menschen auch viele Emissionen an Methan (CH4) und Lachgas (N2O), beides entsteht insbes. in der industriellen Landwirtschaft. Auch Methan und Lachgas sind potente Treibhausgase und verstärken den erwärmenden Effekt von CO2 weiter.
Wasser (-dampf) stellt ebenfalls ein sehr starkes Treibhausgas dar – allerdings greifen wir bei Wasser nicht in die natürlichen Kreisläufe ein. Daher spielt das Wasser beim anthropogenen Treibhauseffekt praktisch keine Rolle.
Das bisschen Kohlendioxid, was kann das schon anrichten?
In der Tat ist der Anteil des Kohlendioxids in der Erdatmosphäre gering. Auf eine Million Teilchen kommen gerade mal etwa 420 Kohlendioxidmoleküle, also ca. 0,042%. Über Zehntausende Jahre war der Anteil jedoch nie höher als etwa 0,03%… Und nur weil ein Stoff lediglich in geringer Konzentration vorkommt, impliziert das nicht, dass er keine Wirkung entfaltet: bspw. führen schon 0,23g Kaliumcyanid in 1 Liter Wasser (also ein Anteil von etwa 0,023%) bei erwachsenen Menschen zum Tod…
Kohlendioxid ist ein potentes Treibhausgas und die Erhöhung seines Anteils in der Erdatmosphäre durch menschliche Aktivitäten hat bislang schon zu einer Erwärmung der globalen Mitteltemperatur um ca. 1,5°C gegenüber der vorindustriellen Zeit geführt.
Ein bisschen wärmer – ist doch schön!
Ein bisschen mehr Sommer, ein wenig mehr Wärme – gerade in Mitteleuropa wünschen sich das viele Menschen. Vielleicht wachsen auch unsere Nutzpflanzen besser und länger, und wer hätte was einzuwenden gegen Bananen und Orangen Made in Austria? Ist die Klimakrise also nicht auch positiv für uns?
Schön wärs! – ist aber leider nicht so. 2° oder 3°C mehr, das klingt nach wenig, die Auswirkungen sind jedoch dramatisch und schon heute spürbar. Höhere Temperaturen der Luft führen zu deutlich erhöhtem Wasserdampfgehalt der Luft und auch zu einer höheren Energie in der Atmosphäre. Die Folge sind Extremwetterereignisse aller Art: Starkregen, Hagel, Gewitter, Sturm, usw. Hitzewellen nehmen zu, Trockenperioden werden auch im Alpenraum wahrscheinlicher. Ein Blick auf unsere Alpengletscher zeigt uns dramatisch die Folgen, die schon heute Realität sind. Wintersport wird auch in Österreich in wenigen Jahren nur noch in hohen Lagen über längere Zeit möglich sein.
Auf längere Sicht schmelzen die polaren Eisschilde der Erde ab, was unweigerlich zu einem Anstieg des globalen Meeresspiegels um mehrere Meter führen wird. Die Küstenregionen der Erde könnten so unbewohnbar werden.
Gab es nicht schon immer Klimawandel
In der Erdgeschichte gab es schon immer Warm- und Kaltzeiten, auch Perioden mit deutlich höherer Mitteltemperatur als heute kamen schon vor. Auf der anderen Seite führen nur wenige Grad Temperaturabsenkung zu globalen Eiszeiten. Allen Klimaveränderungen der Erdgeschichte ist jedoch gemein, dass sich diese auf extrem langen Zeitskalen abgespielt haben, also über tausende oder zehntausende Jahre hinweg. Das Ökosystem der Erde hatte jeweils genug Zeit sich an veränderte klimatische Bedingungen anzupassen. Der gegenwärtige Temperaturanstieg ist in seiner Geschwindigkeit erdgeschichtlich einzigartig!
Sind wirklich wir schuld? Da war doch was mit der Sonne…
Immer wieder hört man seitens der sog. „Klimaskeptiker“ den Einwand, nicht das CO2 sei der Verursacher der aktuellen Erderwärmung, sondern vielmehr die Aktivität der Sonne gegen welche wir Menschen machtlos seien. Dieser Punkt lässt sich sehr leicht widerlegen. Die Aktivitätszyklen der Sonne (wie übrigens auch die natürlichen Schwankungen der Erdumlaufbahn) folgen gut bekannten Zyklen. Ein kausaler Zusammenhang mit der derzeitigen Erderwärmung besteht nicht. Ebenso ist insbes. das Kohlendioxid als „Täter“ lange bekannt. Schon im 19.Jahrhundert erkannte ein Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen CO2-Konzentration der Erdatmosphäre und globaler Mitteltemperatur.
Was tun?
Wir müssen wirklich alles Erdenkliche tun – und zwar sofort – um weitere Emissionen von Treibhausgasen so gering wie nur irgend möglich zu halten. Optimal wäre ein (leider völlig unrealistisches) sofortiges Ende jeglicher Emissionen. Wir alle sind gefordert! Jeder Einzelne von uns kann schon viel erreichen: Autofahrten durch Öffis und Rad ersetzen, kein Flugzeug benutzen, die Ernährung weitestmöglich pflanzenbasiert gestalten, erneuerbare Energien nutzen und, und, und…
Aber alleine schaffen wir es nicht: wir brauchen auch Politikerinnen und Politiker, die Rahmenbedingungen für eine klimafreundliche Zukunft gestalten wollen, die Leitplanken für die Industrie setzen und unsere Energieversorgung auf erneuerbare Energien umstellen.
Noch haben wir als Menschheit ein paar Jahre Zeit, das Ruder herumzureißen und das schlimmste zu verhindern. Das Pariser Ziel der 2°C ist noch erreichbar, aber die Zeit wird knapp. Wir Erwachsenen von heute sind die letzte Generation die noch verändern kann und gleichzeitig sind wir die erste Generation, welche die Folgen der Klimakatastrophe spüren wird.