Nachhaltig leben: Vision Berchtesgaden geht in die Umsetzung

Acht Frauen aus der Region Berchtesgaden nehmen die Zukunft selber in die Hand. Unter dem Motto „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ gründen sie den Verein Vision Berchtesgaden und setzen um, was wir alle in der Theorie kennen, aber oft nicht in der Praxis ankommen wird: Nachhaltiges Leben und aktiver Klimaschutz.

Wir setzen uns regional für nachhaltige Veränderung ein und gestalten mit vielfältigen Projekten aktiv unsere Heimat mit.

Vision Berchtestgaden

Ein Teilchen dieses großen Nachhaltigkeitspuzzles ist die ehrenamtliche Tätigkeit als Tourenreporter:innen bei „Bahn zum Berg“. Für die Bewohner:innen der Region Berchtesgaden und alle Bersucher:innen stellt die Initiative fantastische Möglichkeiten vor, die heimatliche Bergwelt mittels ÖPNV zu erobern.

Mehr dazu erfährst du im folgenden Interview, das wir mit Maresa Brandner von Vision Berchtesgaden geführt haben.

Liebe Maresa, zusammen mit sieben anderen Frauen hast du die Initiative Vision Berchtesgaden gegründet. Wer steckt hinter eurer Organisation? Was für Anliegen habt ihr? Für wen seid ihr angetreten?

Mit Vision Berchtesgaden möchten wir Heute das Morgen gestalten und treten für eine lebenswerte, zukunftsfähige Heimat ein.
Seit meinem Studium beschäftige ich mich mit der Klimakrise und war schon immer begeistert von Graswurzelbewegungen, die dezentral und an die regionalen Gegebenheiten angepasst arbeiten. Sowas wollten wir für Berchtesgaden auch aufbauen. 
Vor etwa einem Jahr haben wir uns zu viert zusammengesetzt, Ideen gesammelt und uns überlegt, wie wir unsere Vision der Zukunft gemeinsam mit den Menschen hier im Talkessel umsetzen können. 
Viele der Gruppenmitglieder haben Kinder und angesichts der vielen Krisen Angst um die Zukunft derer, die wir am meisten lieben. Andere möchten sich für die heimische Bevölkerung einsetzen und die einzigartige Natur des Berchtesgadener Talkessel schützen. Wir alle wollten unsere Heimat aktiv mitgestalten, statt uns nur darüber zu ärgern, was alles schief läuft. 
Unsere Hauptziele sind die Stärkung der Gemeinschaft und der regionalen Wertschöpfung und, über allem stehend, lokal und konstruktiv zum Wandel zu einer nachhaltigen, regenerativen Heimat beizutragen. Inzwischen hat unsere Gruppe 8 Mitglieder und darüber hinaus mehrere Leute, die projekteweise mithelfen und Input liefern.

Welche konkreten Projekte habt ihr schon erfolgreich umsetzen können?

Auf unserer Website sind alle unsere Projekte zu finden. Wir teilen unsere Projekte grob in drei Bereiche: nachhaltigen Verkehr stärken, mehr pflanzliche Ernährung und Selbstwirksamkeit unserer Mitmenschen fördern. Durch unseren Input hat zum Beispiel der Markt Berchtesgaden neue Fahrradständer von Velovio, einem Salzburger Start-Up, in der Fußgängerzone aufgestellt. Am meisten haben wir bisher aber in den beiden letzten Bereichen umsetzen können: Seit Anfang des Jahres veranstalten wir einmal im Monat ein veganes Mitbring-Dinner. Außerdem gab es bereits zwei erfolgreiche pflanzliche „Schmankerlabende“ unter dem Motto „nachhaltig, gesund, guad“ im Hirschkaser, einer Berggaststätte in Ramsau. Hier haben wir unter anderem Produkte von „Chiemgaukorn“, die in regenerativen Landwirtschaft Urgetreide und Hülsenfrüchte anbauen, verwendet.
Zum Thema „Selbstwirksamkeit“ gab es bereits im November letzten Jahres einen Impulsvortrag mit anschließender Diskussion, an der auch unser Bürgermeister teilgenommen hat. Jetzt im Juni fand dann die erste „Klimasprechstunde“ statt, in der wir Informationen zur Klimakrise und Lösungen bereitgestellt haben. Die von uns aufbereiteten Plakate und Präsentationen sind frei verfügbar. Dadurch möchten wir andere Gruppen unterstützen, die sowas auch gerne umsetzen würden.
Die weiteren Projekte sind auf der Website zu finden 🙂

Mit Vision Berchtesgaden möchtet ihr möglichst vielen Menschen in eurer Region ein besseres und nachhaltigeres Leben ermöglichen. Dabei arbeitet ihr intensiv an der Vergrößerung eures Klimahandabdrucks: Ernährung, Wohnen, Konsum und  Mobilität sind die wichtigen Themen. Das Thema Mobilität in der Freizeit verbindet euch mit “Bahn zum Berg”. Warum seid ihr Tourenreporter:innen geworden?

Zum einen möchten wir andere Gruppen, die ähnliche Ziele wie wir verfolgen, unterstützen. Bei unserer Recherche ist uns aufgefallen, dass es für jede Idee, die wir hatten, schon Initiativen und Praxisbeispiele gab.
Wir können einfach auf Verbundvorteile zurückgreifen: Ich liebe die Berge und ungefähr alle Sportarten, die damit verbunden sind. Außerdem fahre ich, seitdem ich vor einem Jahr mein Auto verkauft habe, meistens mit dem Bus oder dem Fahrrad, auch zu den Bergtouren. Wenn ich dann noch dem durch Tourenberichte mehr Sichtbarkeit verleihen und einen so tollen Verein wie „Bahn zum Berg“ auch noch unterstützen kann, sehe ich nur Vorteile. Eigentlich eignet sich der Bus hier bei uns super für den Tourenzustieg, aber ich kenne kaum Einheimische, die den Bus nutzen. Durch unsere Tätigkeit als Tourenreporter:innen schaffen wir Sichtbarkeit für Öffi-Touren und regen hoffentlich die Nachfrage an. 

Klimaneutraler Bergsport, wie sieht der in der Vorstellung von Vision Berchtesgaden aus?

Klimaneutraler Bergsport geht über die Anreise, die sicher den größten CO2-Fußabdruck hat, hinaus. Welche Materialien tragen wir, wie oft kleiden wir uns neu ein? Marken wie Vaude
Ansonsten sehen wir freiwerdende Parkplätze, das Ende vom Parkchaos im Talkessel (zur Hochsaison wird völlig unverfroren mitten in der Wiese und zum Teil auf dem Gelände des Nationalparks geparkt) und damit mehr Platz für die Natur. Sonst voll mit e-Bussen (die wurden letztes Jahr erfolgreich auf der Strecke zum Kehlsteinhaus getestet) und e-Bikes statt Autos.

Wenn du neben Familie, Job und Ehrenamt noch Zeit für die Berge hast, wo zieht es dich hin? Welchen Tourentipp hast du für unsere Leser:innen?

Das Hochkaltermassiv ist eine meiner liebsten Adressen: Steinberg, Schärtenspitz, Hochkalter und Kammerlinghorn sind alles phänomenale Touren. Etwas weiter weg, aber auch einer meiner Lieblingsberge: Der große Hundstod. Auch wenn der von Berchtesgaden sicherlich schwieriger zu erreichen ist als von Lofer oder Saalfelden 🙂

Liebe Maresa, vielen Dank für deine interessanten Antworten! Wir gratulieren euch und sind voll Bewunderung für euer Engagement. Ihr seid Vorbilder für so viele!

Eine von Maresas Lieblingstouren ist die alpine Wanderung auf die Schärtenspitze. Noch mehr Touren, die Vision Berchtesgaden bereits auf „Bahn zum Berg“ veröffentlicht hat, findet ihr hier.

Veronika Schöll
Veronika Schöll

Naturgenuss und Outdoor Sport verbunden mit klimafreundlicher Mobilität gehören zu Veronikas essentiellen Energietankstellen. Sie ist komplett autoentwöhnt, die umweltschonende Öffi Anreise zu ihren Touren ist für sie normal. Und sie erzählt gerne über ihre Erlebnisse.