Bike & Hike: Ein Tag, zwei Abenteuer

Seit etwa einem Jahr mache ich nun regelmäßig Bike & Hike Touren. Ich schätze diese Touren deshalb, weil sie die Vorteile zweier Welten perfekt vereinen – die Schnelligkeit des Radfahrens und die Langsamkeit des Wanderns. Ich muss mich nicht entscheiden – ich kombiniere beides nach Lust und Laune.  Die Zahl meiner Möglichkeiten wächst, getreu dem Motto: „sowohl als auch“ statt „entweder oder“.  

Es gibt noch weitere gute Gründe, warum ich diese Kombination so mag:  Mit dem Fahrrad kann ich größere Distanzen schneller und effizienter zurücklegen. Ich erreiche entlegene Wanderziele, die zu Fuß nur schwer(er) zu erreichen wären. Lange Strecken auf Forststraßen oder auf Asphalt, die zu Fuß mühsam wären, werden plötzlich zum Vergnügen.

An heißen Sommertagen sorgt der kühlende Fahrtwind beim Bergabfahren für angenehme Erfrischung. Wenn mir das nicht genug Abkühlung ist, radle ich nach der Tour noch zum fünf Kilometer entfernten Schwimmbad oder Badesee – ich kann spontan und flexibel handeln.

Alles auf Schiene

Die Anreise mit der Bahn hat viele Vorteile. Sie ist nicht nur umweltfreundlich, sondern macht die Reise auch viel entspannter. Im Zug kann ich gemütlich frühstücken, meine Tourenplanung noch einmal durchgehen oder einfach ein wenig dösen – solange ich nicht vergesse, rechtzeitig auszusteigen.

Fahrradabstellplatz im Regionalzug. Foto: Martina Friesenbichler, CC BY 4.0
Fahrradabstellplatz im Regionalzug. Foto: Martina Friesenbichler, CC BY 4.0

Ich mag mir gar nicht ausmalen, was mir ohne Öffi-Anreise alles entgangen wäre: Wanderparkplätze, die oft schon am früh am Morgen überfüllt sind, Staus im Urlauberverkehr, die die Anreise zum Tourstart oft zur Geduldsprobe machen und schlechte Laune beim Bezahlen der Maut. Da investiere ich lieber in ein gutes Hüttenessen, genieße das Fachsimpeln im Zug mit Gleichgesinnten und erhalte so manchen Geheimtipp, die man eben oft nur durch Zufall erfährt – wie ein schönes Jausenplatzerl, eine urige Berghütte oder die beste Konditorei der Region. 

Tourenplanung 

Ideen und Inspiration für meine Tourenfinde ich oft auf dem BzB-Tourenportal oder bei Zuugle, wo ich auch gleich die An- und Abreisemöglichkeiten zur Tour angezeigt bekomme.  Manchmal entdecke ich interessante Wanderungen in einschlägigen Foren und recherchiere dann, ob ich den Ausgangspunkt der Wanderung auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann. Oder ich suche nach der nächsten Bushaltestelle oder dem nächsten Bahnhof. So fangen sie an, meine Bike & Hike Abenteuer, und sie machen einfach (noch) mehr Spaß, wenn sie gut vorbereitet sind. Hier ein paar persönliche Tipps, mit denen ich immer gut gefahren bin:

Fahrradmitnahme: In Schnellzügen ist die Fahrradmitnahme reservierungspflichtig, in Regionalzügen nicht. Bei schönem Wetter oder am Wochenende können die Stellplätze jedoch knapp werden, also besser nicht erst am Tag der Tour reservieren. 

Länge und Schwierigkeit der Tour: Ich wähle die Touren passend zur Jahreszeit und zur Wettervorhersage aus. Auch meine Tagesverfassung spielt eine Rolle – ich habe schon Touren abgebrochen, wenn es nicht gepasst hat. 

Sicherheit: Eine Navigationsapp und ein vorbereiteter GPX-Track geben mir Sicherheit, vor allem bei Touren, die ich nicht kenne. Ich plane dann genügend Reservezeit bis zum Einbruch der Dunkelheit ein, auch wenn ich immer eine Stirnlampe im Rucksack habe. 

Wechselzone: Bevor die Wanderung beginnt, muss das Rad natürlich sicher abgestellt werden. Meistens kette ich es an einem Baum oder an einen Wegweiser an. Wichtig ist, dass es niemanden behindert und nicht einfach entwendet werden kann. 

Wechselzone mit Reichensteingruppe im Hintergrund. Foto: Martina Friesenbichler, CC BY 4.0
Wechselzone mit Reichensteingruppe im Hintergrund. Foto: Martina Friesenbichler, CC BY 4.0

Proviant: Ein Reserve-Käsebrot und ausreichend Wasser habe ich immer dabei, vor allem, wenn es unterwegs keine Einkehrmöglichkeit gibt. So bin ich stets gut versorgt. Köstlich schmecken auch die Früchte des Waldes. Himbeeren oder Schwarzbeeren kann ich kaum widerstehen.  

Für den Fall der Fälle

Ein platter Reifen ist ärgerlich. Ebenso, wenn sich die Sohle vom Schuh löst. Um gegen diese und andere Unannehmlichkeiten gewappnet zu sein, gibt es ein paar Accessoires, die immer mit auf Tour sind und kaum ins Gewicht fallen:  

  • Ersatzschlauch für die Reifenpanne, die hoffentlich nie eintreten wird.  
  • Kabelbinder, um lose Sohlen notdürftig zu fixieren. 
  • Ein Multifunktionswerkzeug. Praktisch auch bei einem überraschenden Schwammerlfund. 
  • Eine kleine Sitzunterlage. Nützlich bei Gipfelrast und plattem Reifen. 
  • Füßlinge und Ärmlinge, die im hohen Graz und bei wechselndem Wetter schützen. 
  • Ein Plan B, falls mal der Anschlusszug verpasst wird.  

So bin ich zumindest auf einige Eventualitäten vorbereitet und kann meine Tour noch entspannter angehen.

Drei Highlight-Touren 

Vorweg: Die Auswahl der Highlight-Touren ist mir nicht leicht gefallen, da bisher alle meine Touren landschaftlich top waren. Die vorgestellten Touren sind von Graz aus gut mit den Zug erreichbar und als Tagestour machbar. 

1. Nazogl und Angerkogel im Toten Gebirge

Diese Tour besticht durch bizarre Felslandschaften und weitläufige Almgebiete. Ausgangspunkt ist Liezen, von wo aus es mit dem Mountainbike zur Hintereggeralm geht. Zu Fuß geht es weiter auf den Nazogl und den Angerkogel. Atemberaubende Ausblicke ins Ennstal und die faszinierende Route über charakteristische Felsbänder machen diese Tour unvergesslich. Vor allem im Frühjahr zeigt die Route mitunter zwei Gesichter – sommerliche Bedingungen im Aufstieg und Schneefelder im Abstieg. 

2. Heiligengeistklamm in der Südsteiermark

Die idyllischen Weinberge der Südsteiermark und das wilde Wasser der Heiligengeistklamm sind die Highlights dieser Tour. Mit dem Rad geht es über sanfte Hügel und vorbei an zahlreichen Weingärten zum Eingang der Klamm. Die Wanderung durch die Klamm ist Abenteuer und Vergnügen zugleich. Zahlreiche Bachüberquerungen und Steilstufen sind zu überwinden. Kleine Wasserfälle und Rastplätze laden aber auch zum Verweilen ein, bevor die Kirche zum Heiligen Geist am Osterberg erreicht wird.

3. Geosteig Silberreith im Gesäuse

Diese Tour ist perfekt für Kultur- und Naturliebhaber:innen. Sie führt durch Admont, dessen Stift die weltgrößte Klosterbibliothek beherbergt. Die Radetappe entlang des Ennsradweges bietet beeindruckende Ausblicke auf die Gesäuseberge, bevor in Johnsbach das Klettersteigset angelegt und der Geosteig Silberreith bestiegen wird. Spektakuläre Felslandschaften und geologische Besonderheiten werden auf Schautafeln entlang des Aufstiegs erklärt. Der Rückweg lädt noch zum Besuch der Kirche in Johnsbach und des Bergsteigerfriedhofs ein.

Der Rede kurzer Sinn

Der Weg entsteht, indem man ihn geht…und fährt (frei nach Kafka). In diesem Sinne: Viel Spaß beim Entdecken und Erleben eurer eigenen Bike & Hike Abenteuer!

Martina Friesenbichler
Martina Friesenbichler

Martina kommt aus Graz und ist begeisterte Radlerin. Sie schätzt die Flexibilität und Nachhaltigkeit dieser Fortbewegungsart in ihrem Alltag. Ihre Freizeit verbringt Martina am liebsten in den Bergen. Vor kurzem hat sie die Vorzüge der Anreise zu ihren Wander- und Bergtouren mit Zug und Rad entdeckt - es eröffnen sich neue Optionen und viele Ziele lassen sich so leichter oder überhaupt erst erreichen.