Während ich diesen Text verfasse, stürmt, regnet und schneit es von der Schweiz über Österreich bis Rumänien, und das seit Tagen. Jahrhunderthochwasser, Klimakrise, Zukunft – ich versuche meine Gedanken zu ordnen. Dann erinnere ich mich an den März 2020 und warum ich mich Martin und Peter angeschlossen habe, um den Verein „Bahn zum Berg“ zu gründen.
Erst war es der Spaß am und die Liebe zum Bergsport, aber auch ein großes Stück „Weltverbesserungswille“. Mir gefiel die Idee, nicht nur auf meinem eigenen Facebook Profil Menschen zu animieren, Bergtouren ohne Auto zu wagen, sondern meine Öffi-Touren einem größeren Publikum zugänglich zu machen, indem ich sie als Tourenreporterin bei „Bahn zum Berg“ veröffentliche. Um damit aktiv etwas zum Klimaschutz beizutragen.
Anziehend und spannend waren und sind die Möglichkeiten, Innovationen zu unterstützen, die öffentlich erreichbare Bergtouren sichtbar machen und an deren Verwirklichung mitzuarbeiten. Und damit ein Vielfaches von dem zu bewirken, was ich als einzelne könnte. Einen Beitrag zu leisten für die so dringend notwendige Verkehrswende, die zuerst in den Köpfen stattfinden muss um Realität zu werden. Durch tolle Öffi-Bergtourengeschichten inklusive Fahrplanvorschlägen, die dann einfach dazu anregen vom Auto auf Bahn, Bus oder Bike umzusteigen.
Um eine dieser Innovationen geht es in diesem Text. Die Idee dazu entstand übrigens auch bei einer Öffi-Bergtour. Martin und Didi (unser Technik-Vorstand) spannen und vertieften diese bei ihren gemeinsamen Unternehmungen.
Aber der Reihe nach.
„Bahn zum Berg“ im Portrait
Der Förderung der öffentlichen Anreise zu Outdoor-Aktivitäten hat sich der 2020 in Wien gegründete gemeinnützige Verein „Bahn zum Berg“ verschrieben. Der Verein geht seitdem verschiedene Wege, um aktiv etwas zum Schutz der Umwelt in den alpinen Regionen beizutragen.
Die NPO betreibt mit www.bahn-zum-berg.at grenzüberschreitend das größte ÖV-Tourenportal Österreichs und Südbayerns. Dieses Tourenportal ist ein Community-Projekt: Mehr als 70 ehrenamtliche Tourenreporter:innen berichten hier regelmäßig von ihren Bergabenteuern mit öffentlicher Anreise.
Die von “Bahn zum Berg” entwickelte, automatische Verknüpfung von Fahrplänen und Wanderrouten ist das technische Herzstück vom “Bahn zum Berg” Tourenportal und auch von Zuugle, der von “Bahn zum Berg” betriebenen Suchmaschine für öffentlich erreichbare Bergtouren.
Mit der NPO Protect Our Winters Austria entsteht zum Thema Wandern und Skitouren mit dem ÖV eine Buchserie, die vom Kompass Verlag (Innsbruck) umgesetzt wird.
Community-Events on- und offline runden die Agenda von „Bahn zum Berg“ ab.
Zuugle
Im Mai 2022 lief Zuugle in seiner ersten Version und mit bescheidenen 3.000 Bergtouren im Suchergebnis für Österreich und Bayern vom Stapel. Von Stolz und Aufregung erfüllt, hielten Martin und ich unsere erste Online-Pressekonferenz ab. Gefolgt von großem medialen Echo, denn so etwas gab es bisher noch nicht!
Seitdem wurde Zuugle auf den gesamten Alpenbogen ausgeweitet. Sage und schreibe 44.143 Bergtouren sind zur Zeit (saison-und verbindungsabhängig) im Suchergebnis zu finden. Zuugle funktioniert grenz- und sprachüberschreitend in und zwischen Österreich, Bayern, Norditalien und Südtirol, Slowenien, Liechtenstein, der Schweiz und Frankreich.
Finanziert wurde diese innovative Entwicklung durch eine Förderung des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. Mit dem Projekt hilft „Bahn zum Berg“ dabei, die Umsetzung der Alpenkonvention zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Alpen weiter voranzutreiben.
Auf den beiden Screenshots: Zuugle Sprachen und Zuugle Länderseiten
Unterwegs mit und durch Zuugle
Im Folgenden berichtet Martin Heppner, Zuugle-Projektleiter und Vereins-Obmann, stellvertretend für das Zuugle Technik-Team über die aktuellen Entwicklungen bei Zuugle.
Eine Suchmaschine lässt die Benutzer:innen Inhalte von anderen Internetseiten (in diesem Fall: Tourenportalen) auffinden. Du könntest auch selbst auf jedes der Tourenportale gehen und überall die beste Tour suchen, um danach aus den besten Touren, die eine auszuwählen, die du als nächstes machen willst. Diese Arbeit vereinfacht eine Suchmaschine.
Ein Tourenportal erstellt selbst Inhalte. Auf dem „Bahn zum Berg“ Tourenportal haben wir Tourenreporter:innen, die beschreiben ihre Touren und wir veröffentlichen diese dann. Auf Alpenvereinaktiv oder Bergfex funktioniert das ähnlich.
Eine normale Suchmaschine würde also diskriminierungsfrei alles durchsuchen und den Suchbegriffen der Benutzer entsprechend Ergebnisse anzeigen.
Zuugle tut das nicht. Zuugle zeigt nur jene Touren an, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Anders als eine normale Suchmaschine, gibt Zuugle die Informationen über die An- und Abreise auch noch dazu, weil das sonst kein Portal selbst tut. Daher entsteht – nicht ganz unberechtigt – der Eindruck der Vermischung Suchmaschine & Tourenportal.
Die Benutzeroberfläche wurde vereinfacht, ungenutzte Features entfernt. Dadurch findet man sich leichter zurecht und die Seite lädt schneller.
Im Rahmen des Projekts „Zuugle Europa“ wurde eine repräsentative Studie von der Universität für Bodenkultur in Wien für uns durchgeführt. Dabei wurden die Attraktoren und Repelloren einer Öffi-Tour herausgehoben.
Diese Ergebnisse wurden in die Sortierung der Suchergebnisse eingearbeitet: Es werden die Ergebnisse also jetzt nach Jahreszeit und Suchbegriff sortiert, nach Anreisedauer, Anzahl Umstiege, zurückzulegende Höhenmeter. Überschreitungen werden weiter vor gereiht, Touren, die zum Ausgangspunkt zurück führen, nachgereiht.
Daraus folgt, dass der/die Besucher:in das Gefühl bekommt, dass die Ergebnisse den unausgesprochenen Erwartungen entsprechen.
Um das zu erreichen, haben wir die Daten, die von den verschiedenen Tourenportalen stammen, vereinheitlichen und manchmal anreichern müssen. Zwei Beispiele: Jedes Portal nutzt ein anderes System zur Angabe der Schwierigkeit. Damit man danach suchen kann, mussten wir das vereinheitlichen – in leicht, mittel, schwer.
Die Gehzeit ist auf dem „Bahn zum Berg“ Tourenportal immer mit Pausen angegeben. Ein Autofahrer weiß, dass sein Auto auf ihn wartet und gibt gemachte Pausen an oder auch nicht. Auch die Gehgeschwindigkeit ist individuell. Hier haben wir ein KI-Programm geschrieben, eine künstliche Intelligenz, die die angegebenen Gehzeiten qualitätssichert, damit der Bus/Zug zurück auch wirklich erreicht werden kann.
Es gibt noch weitere Ideen in unseren Schubladen, was man verbessern kann. Der gesamte Programmiercode von Zuugle liegt offen und für jeden zugänglich auf. Jede:r, die/der mitmachen und etwas beitragen möchte, ist herzlich eingeladen: github.com/bahnzumberg
Bessere Fahrplanabdeckung: In Italien fehlen teilweise Fahrpläne. Wenn wir diese integrieren könnten, würden in Norditalien, an der Grenze zu Österreich und Slowenien, auch Öffi-Touren sichtbar werden.
Das Wichtigste: How to zuugle?
How to zuugle: Einfach auf der Zuugle-Webseite im Menü links oben deine Zuugle Länderseite aufrufen. In der zweiteiligen Suchleiste den Ort, an dem du in den ÖV steigen kannst/möchtest, auswählen, Suchwort eingeben und das Suchergebnis abrufen. Durch Filtern das Ergebnis verfeinern oder gleich alternativ die Kartensuche nutzen. So easy!
Zuugle: klassische Suche, Suchergebnisse, Detail mit den wichtigsten Tour-Infos.
Zuugle: Kartensuche, Suchergebnisse, Detail mit den wichtigsten Tour-Infos.
Martin: „Mit Zuugle haben wir ein Werkzeug geschaffen, das alle Touren im Alpenraum, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind, sichtbar macht. Das ist ein wichtiger Grundstein. Jetzt gilt es weitere Schritte zu gehen und Maßnahmen zu setzen. Das ist die Aufgabe des Vereins „Bahn zum Berg“. Wer daran mitarbeiten möchte oder uns finanziell unterstützen möchte, damit wir uns die Maßnahmen auch leisten können, ist herzlich willkommen, Näheres findest du auf unserer Vereinshomepage.“